von Laurens van der Zee
Eine kurze Zusammenfassung von der Geschichte unserer Gruppe: Gegründet 1972/1973 in Wageningen von Flötist Cees de Gooijer und Sänger/Gitarrist Jitze Kopinga, kurz danach kam Marja van der Zee (Gesang) dazu.
1979 verließ Cees die Gruppe und ich (Blockflöten, akustische Bassgitarre, Gesang) kam hinzu. In der Mitte der 80er Jahre spielte für kurze Zeit Joost Bollinger (Cister, Bass, Tasten und Gesang) mit. Nach einigen Jahren als Trio schloß sich uns schließlich Anneke Rot (Akkordeon, Tasten, Gitarre und Gesang) an. Zwischen Anneke und mir sind übrigens zarte Bande gewachsen, die der Musik auf jeden Fall zugute kommen und das Reisen einfacher machen.
In dieser Zusammensetzung haben wir 1991 die CD „Ghy Sotten“ aufgenommen (Clipsound CCD 955), 1997 die CD „Jan de Mulder“ (Clipsound CCD 97212), 2002 die CD „Laet ons den Landtman loven“ (Munich BMCD 348) und 2010 die CD 'Wie sal dan' (FS 240910351).
Es war nicht einfach für uns, dass die Folkcafés und andere Auftrittsmöglichkeiten immer seltener geworden sind. Darum haben wir uns etwas ausgedacht: Wir haben die Vereinigung Folkcorn gegründet, alte holländische Musikantenkleidung ohne Verzierungen nach Gemälden von Van Ostade und anderen holländischen Meistern nachgemacht und uns als Troubadoure bei Schlossfesten, mittelalterlichen Gelagen und Aufzügen angemeldet. Später haben wir auch Musikantenkleidung aus der Zeit um 1900 nachgemacht, wir nennen das unser Dickens- Anzug. Auf diese Weise kommen wir viel herum!
Es ist sicherlich keine große Überraschung, dass wir von der Musik nicht leben können. Unseren Lebensunterhalt verdienen wir anderweitig. Darum können wir nur in den Sommerferien längere Tourneen unternehmen. Wir haben uns jedes Jahr ein anderes Ziel vorgenommen und mit Hilfe von Botschaftern, Freunden und Bekannten eine Tournee, entweder bezahlt oder mit „geschlossenen Geldbeuteln“, auf die Beine gestellt.
Mit Amerika 1995 ging das ganze genau andersherum. Wir bekamen eine Anfrage für das Western Kansas Blues Festival von einem Amerikaner, der uns in den Niederlanden gehört hatte. Da haben wir dann auch gleich noch eine Tournee drangehängt. Ein ganz besonderer Dodge Pick-Up von 1942 ist davon noch übrig geblieben, aber das ist eine andere Geschichte. Außerdem waren wir in England und Irland, in Ungarn, der Schweiz, Frankreich, Polen und Istrien (Kroatien). Im Sommer 2002 waren wir in Frankreich und Nord-Spanien, im Sommer 2003 in Deutschland und Frankreich. Und es geht weiter: in 2004 spielten wir z.B. in Canada, in 2006 in Normanien, in Skandinavien und im Haus der Niederlande in Münster, fast jedes Jahr in unserer Partnerstadt Mörfelden-Walldorf, in 2007 in Turkmenistan und Indonesien, in 2010 in Plauen, im Sommer von 2011 in Amilly in Frankreich. In 2012 spielten wir in der Türkei, in 2013 spielten wir in einer Festspiele in Voronezh (Russland), in 2014 zweimal in Deutschland, in 2015 in Festspielen in Litauen en Uzbekistan.
In den USA haben wir im Frühling 2001 wieder gespielt, diesmal wurden wir eingeladen vom Festival „Memphis in May“. Im Sommer darauf sind wir in Polen und Deutschland aufgetreten, zum Beispiel haben wir in der Nähe von Krakau (Süd-Polen) 150 Meter unter der Erde gespielt in den Salzminen von Wieliczka. Und wer rief uns an, als wir in Polen auf der Terrasse saßen? Der niederländische Pavillon der Expo 2000 in Hannover! „Entschuldigung, dass wir uns erst jetzt melden, aber könnt ihr trotzdem bei uns auftreten?“ Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich Wochen vor unserer Abreise der Expo eine Mail geschrieben hatte, ohne dort auch nur eine Menschenseele zu kennen.
Und so geschah es. Wir haben Hunderte von Kilometern an Umweg in Kauf genommen, weil unsere Reiseroute inzwischen ganz anders verlief, aber die Mühe hat sich gelohnt. Ein absurderes Gebäude als den niederländischen Pavillon kam man sich kaum vorstellen, den ganzen Tag stand eine lange Menschenschlange davor. Wir fuhren mit dem VIP-Aufzug nach oben und spielten uns dann die Stockwerke wieder hinunter, über die Terrassen und an Hunderten von wartenden Besuchern vorbei. Wir sind auf ganz vielen Videos und Fotos zu sehen.
Und dann gibt es da noch das Foto von Folkcorn „in Zivil“ vor einem begeisterten Publikum in einem deutschen Café in Plauen. In Polen hatten wir ja schon einem Priester die Flötentöne beigebracht, aber dieses Café war auch nicht ohne. Für solche Gelegenheiten haben wir ein Not-Repertoire parat mit so unholländischen Liedern wie Wien bleibt Wien, Oh when the saints, dem Vogeltjesdans (wie tief man doch sinken kann...) , Whisky in the jar, wenn gewünscht im Wechsel mit Französischen Musetten, Klezmer oder Dylans gesammelten Werken.
Wünsche sind immer willkommen!